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Radreise Asien 2005/06 - Bericht
Alle Berichte dieser Reise...

Jadedrachenberg, Tigersprungschlucht und Dongbakultur
Geschrieben von: Lutzi   
Freitag, 31. März 2006 um 09:22
In Kunming hole ich Thomas, meinen Südtiroler Bekannten vom Flughafen per Rad ab. Natürlich ist das eine Riesenfreude und noch im Eingangsbereich des Flughafens gibt es die erste Bescherung mit Mutsch's frischgebackenen Nussecken, die mitgeschickten Briefe und Bilder. Außerdem bekomme ich meine zwischenzeitlich heimgeschickten Fronttaschen, Zelt und Kocher wieder, da wir auf der vor uns liegenden Etappe auch campieren wollen. Na fein - zurück zum vollbeladenen Rad.
In den darauffolgenden Tagen legen wir die Strecke nach Lijang mit dem Bus zurück und machen Zwischenstopp in Dali. Beide Städte warten mit Naxikultur auf und wir treffen einige der 25 Minority-Gruppen wie die Dai, Yi, Bai-People an. Die Häuser sind mit viel geschnitztem Holz verziert und bunt bemalt, wobei die meisten Gebäude nur mehr auf alt getrimmt sind. Besonders in Lijang, das nach einem schweren Erdbeben wieder aufgebaut wurde und nun von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Trotzdem strahlen sie eine angenehme Atmosphäre aus und ich genieße das Bummeln, das schmackhafte Baba-Bread (frittiertes Brot mit Kräuter und eine Art Geräuchertem...), die Tänze der einheimischen Naxibevölkerung in ihrer blau-weißen Tracht (was mittlerweile leider zu einer reinen Touriattraktion ausgeartet ist; Chinesen tanzen mit ihnen im Kreis am Marktplatz, einer der Alten trägt den Kassettenrecorder, aus dem leicht schräg die Musik dröhnt...). Abends tobt der Bär, wenn ganze Gruppen sich über die unzähligen schmalen Wasserkanäle Jasso-Jasso-JaJa-So zuschreien und sich immer wieder neu das Wort geben. Die verwinkelten Gassen sind nachts toll beleuchtet, etliche rote chinesische Ballons hängen zur Zierde, man schickt Kerzenboote als Glücksbringer auf das Wasser oder hört sich die traditionelle Naximusik im Theater an - eine der ältesten überlieferten Stilrichtungen. Zudem zeugen Schriften von der Dongbakultur, eine Art Schriftsprache mittels Zeichen und Symbolen - ähnlich den Hieroglyphen.
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Yunnan und Yuan-Fen
Geschrieben von: Lutzi   
Montag, 20. März 2006 um 09:20
Den chinesische Ausdruck "YUAN FEN" - was soviel bedeutet wie: man trifft auf die Menschen, die einem bestimmt sind zu treffen. (so gelesen in Alberts Gästebuch, und auch mir ist es so ergangen). - Wer Albert ist? Nun, ein unglaublich lieber Chinese, der uns seine Heimatstadt Tonghai, deren Kultur, Alltag und Umgebung näher bringt.
Thomas, mein Südtiroler Reisebegleiter für die geplante weitere Zeit in Yunnan und Tibet, hat mir schon von ihm berichtet und mir nahegelegt, in Tonghai einen Stop einzulegen. Klar, mache ich das, nur wie finde ich diesen Albert? Nach einem langen Radtag buchen wir (Steve und ich) erst mal in ein Hotel ein. Ich hab eben erst die Zimmertür geschlossen als es klopft, und die Hotelbesitzerin (eine alte Dame) mir ein Handy in die Hand drückt. Von dem Mann am anderen Ende der Leitung bekomme ich eine Einladung zum Sightseeing. Super, jemand, der Englisch kann und sich anbietet ist doch immer willkommen. Kurz darauf klopft es und Albert stellt sich vor - wenn das kein Zufall ist. Und er nimmt sich die kommenden Tage Zeit, uns Geschichte und Traditionen zu erklären. So erkunden wir zum Beispiel das einzige Mongolendorf in dieser Gegend, wo sich Soldaten, die für Kubul Khan im Kampf um Südchina dienten, nach einer Schlacht vor rund 750 Jahren niederließen. Bis heute haben sie ihre traditionelle Kleidung, den Bausstil und ihre ursprüngliche Lebensweise beibehalten. Zwar waren sie ehemals Fischer, aber da sich der Wasserspiegel des nahen Sees senkte, wurden sie zu Bauern und bauen nicht nur den berühmten Honghe-Tabak an. Während wir durch das Dorf schlendern, sehen wir alte Männer ihre großen aus Bambus gefertigten Wasserpfeifen rauchen, Frauen kommen vom Feld zurück und tragen ihre knallig grünen und roten Oberteile.
Die Gegend im Talbecken um Tonghai ist sehr fruchtbar und das Gemüse und Obst wird sogar bis nach Shanghai, Hongkong und Japan geliefert. Ich sauge die verschiedensten (Zwiebel, Knoblauch, Kartoffel, Kohlarten...) Düfte ein und bin aufgrund der Ernte dieser Gemüsearten doch verwirrt. Bei uns sind das typische Arbeiten für die Herbstzeit. Aber spätestens beim Anblick frisch geernteter Erdbeeren kommt Frühlingsstimmung auf. Auch die Temperatur ist sehr angenehm. Außerdem führt er uns zu rund 150 Jahren alten wunderschön und kunstvoll geschnitzten Holztüren eines Buddha-Tao-Konfuziustempels, erklärt uns die gezeigten Geschichten und übersetzt alte Gedichte.
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Yunnan - Back to China
Geschrieben von: Lutzi   
Donnerstag, 16. März 2006 um 09:18
Es ist Sonntag, der 12. März, als ich nachmittags mein Rad über die Chinesisch-Vietnamesische Freundschaftsbrücke bugsiere. Meine letzten Dongs (Vietnamwährung) in einen Cafe investiert, meine Uhr um eine Stunde vorgestellt und Dollar in Yuan gewechselt und schon kann die zweite Chinareise beginnen. Die Grenzbeamten staunen nicht schlecht, als die vierte Radlerin einreist; so weiß ich wenigstens, dass meine drei Bekannten schon auf dem Weg sind und ich bin mal gespannt, wann ich sie wiedertreffen werde.
Die Grenzstadt Hekou begrüßt mich mit typischen, grauen Plattenbauten, vergitterten Fenstern, liebloser Einkaufsstrasse, aber auch einem netten Lokal, in dem ich mir ein Eis und eine Aufputschcola gönne. Mit einem englisch-sprechenden Chinesen frische ich meine Sprachkenntnisse auf, übe die Zahlen und das Zählen mit den Fingern (was hier völlig anders als zuhause gehandhabt wird). Die 70 km nach Xinjieng entlang des Red Rivers sollten ohne große Erhebungen und Rückenwind eigentlich kein Problem sein, um vor der Dunkelheit anzukommen. ...Nur hab ich nicht mit der Bausstelle gerechnet. Wieder einmal wird mir klar, dass die Chinesen in anderen Dimensionen rechnen. Der neue Highway wird schon bald fast ausschließlich über Brücken und Betonstelzen führen - der Wahnsinn. Dementsprechend herrscht Baustellenverkehr und die überholenden Trucks hüllen mich nicht nur in pechschwarze Diesel-, sondern auch Dreckwolken ein. Entlang der Baustelle hausen die Arbeiter in zusammengezimmerten Holz-Plastikplanen-Hütten, die von etlichen Hunden gesäumt werden. Die Landschaft wechselt von Gummibaum- über Bananen- zu Ananasplantagen. Die Früchte werden von den hier ansässigen Bauern mit ihren vollbeladenen Eseln zur Strasse gebracht und ich freu mich über etliche fruchtige Geschenke. Aufgrund der ruppigen Piste und dem letzten unerwarteten Anstieg ist es eben doch eine Nachtankunft. Das kleine Städtchen ist ein mausgrauer Durchgangsort und ich finde schlussendlich ein Zimmer. Hungrig esse ich mit den Arbeitern das hier typische BBQ und stoße kräftig auf ihr Wohl an (das chinesische Bier ist fein). Obwohl ich schlagmüde bin, ist an Schlafen nicht zu denken. Ich bin in einem Stundenhotel gelandet, in dem im Halbstundentakt die besoffenen Chinesen an meiner Tür vorbeiwanken, nebenan dröhnt es aus der Karaokebar und frühmorgens weckt mich ein Gewitterregen. Na danke.
Aktualisiert ( Mittwoch, 04. Juni 2008 um 10:42 )
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