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Trek um das Annapurna-Massiv
Geschrieben von: Lutzi   
Sonntag, 04. Dezember 2005 um 08:56
Der Trek rund um das Annapurnamassiv kann man tatsächlich nicht mit meiner letzten Wanderung durch das Solo-Khumbu-Massiv im Everestgebiet vergleichen. So werde ich bald täglich angenehm von der Natur und den unterschiedlichen nepalesischen Völkern überrascht. Per Taxi mache ich mich frühmorgens mit schwer beladenem Rucksack (ich habe einfach viel zu viel Essen, v.a. feinen frischen Yakkäse und Brot gekauft) in Kathmandu zum zentralen Busbahnhof auf. Nach einigem Gewirr finde ich meinen Bus nach Besisahar, dem Ausgangspunkt der Trekkingrunde. Für die rund 150 km benötigt mein etwas heruntergekommenes Gefährt lockere sieben Stunden, kleine Mittagsrast und etliche Checkpoints eingeschlossen. Ziemlich belämmert wanke ich die ersten Meter durchs Dorf los und finde den mir geschilderten kleinen Fußpfad zum ersten Dorf des Treks – Kudi. So kann ich wenigstens zum Teil die schon bestehende Buspiste umgehen.
In Bhulbhule bleibe ich in einer netten Lodge über Nacht, sitze abends im blumenreichen Garten und habe richtig Glück als sich noch drei weitere Trekker zu mir gesellen. Sie sind in meinem Alter, kommen aus dem fernen Anchorage (Alaska) und wir verstehen uns auf Anhieb ziemlich gut und haben jede Menge Spaß. Kurzentschlossen starten wir anderntags gemeinsam und verbringen noch eine lustige und interessante Woche zusammen.
Die ersten Tage geht es durch das oft tief eingeschnittene Flusstal des Marsyangdi Flusses, die Hänge sind meist steil und mit schönem ursprünglichen Wald bewachsen. Es sind jede Menge Hängebrücken zu queren, von denen die meisten in den letzten Jahren erneuert worden sind.
Mich fasziniert wie sich die Landschaft verändert und mit ihr der Baustil der vielen kleinen Dörfchen, die wir passieren. Aus den anfänglichen Holzhüttchen mit zum Teil strohgedeckten Dächern, werden mit zunehmender Höhe kleine Steinhäuschen mit Schieferdächern. Fast alle haben sie einen kleinen oft sehr hübschen Garten mit Blumen (Tagetes in allen Variationen…) und Innenhöfen, prachtvolle Gockel und kräftige Hennen sowie anderes Getier (Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde, Yaks …) sind überall zugegen. Man bekommt einen tollen Einblick in das Leben der Nepali. Außer den Häusern ändert sich natürlich auch die Landwirtschaft. Es dominieren die terrassierten Hänge mit Reis und man sieht feine Gemüsegärten und je nach Höhenlage auch Obstanbau mit Orangen, Mandarinen, Bananen oder Äpfel. Hoechst abwechslungsreich!
So werden selbst die langen Lauftage kurzweilig und außerdem kommt man an so vielen einladenden Lodges vorbei, dass wir dementsprechend häufig einkehren muss. Da Becky, Doug und Scott, meine Begleiter aus dem hohen Norden Amerikas, von Jomsom aus nach Pokhara fliegen werden und den Trek nicht ganz fertig machen, habe ich mich schon vor dem Passübergang den beiden Schweizer Jungs Christof und Leo angeschlossen, was recht gut harmoniert.
Da wir schon deutlich in der Nachsaison unterwegs sind, haben wir viele Lodges für uns alleine und auch auf dem Trek selbst sind nur mehr wenige Leute zugegen. Der empfohlene UpperTrail nach Manang ist traumhaft schön und bietet tolle Aussicht auf das Annapurna-Massiv. Dabei geht es wildromantisch durch Pinienwälder und den besonders gut erhaltenen Dörfern Ghyaru und Ngawal, welche viel Flair ausstrahlen. Tibetische Kultur von Exiltibetern mit sehenswerten Monastries, Manimauern, Stupas und Häuser im tibetischen Stil runden das Bild ab, je nördlicher man kommt. Das trockene Valley rund um Manang und den Kali-Gandaki-River mit Sandsteinauswaschungen und rotgelben Verfärbungen geben dem Trek einen besonderen Reiz. Bevor ich den höchsten Pass quere mache ich mich auf den abwechslungsreichen Sidetrip zum höchsten Bergsee der Welt auf rund 4900 m – dem TilichoLake, dessen türkisblaue Oberfläche schon mit einigen Eisschichten überfroren ist (super, wenn man das ständige Knacken und Knacksen hört, sobald die Sonne daraufscheint).
Der ThorungLa-Pass (5400 m) ist gut zu meistern, da man wunderbar über trockenen Schnee stapfen bzw. abfahren kann und lässt einen beim Abstieg in eine andere Welt eintauchen. Unsere
Lunchpause auf der Sonnenterrasse und feinstem Essen im Dörfchen Kagbeni bleibt mir noch lange in Erinnerung; nördlich davon sieht man in das alte Koenigreich Mustang, was jedoch ein Permit erfordert und man hat den Ausblick über das gewaltig breite Flussbett des Kali Gandaki-Rivers, der jetzt in der Trockenzeit nur wenig Wasser führt.
Die Achttausender Dhaulagiri und Annapurna und weitere schöne Bergmassive wie der sogenannte Fishtail (Machhupachchhre) sind ständige Begleiter des Treks. Ein Muss ist ein Stop zum Baden und Chillen in den Hot Springs in Tatopani und auch der wunderschöne Sonnenuntergang und –aufgang vom PoonHill nahe Gorepani.
Trotzdem:
Erschreckend ist, in welcher Geschwindigkeit die nepalische Regierung den Straßenbau vorantreibt. Zum Teil werden alte Bäume abgeholzt, um eine in meinen Augen unsinnige Piste zu bauen. Die Nepali bearbeiten die Hänge mit Hammer und Meißel – alles per Hand, klopfen und schlagen sich durch steilstes Gelände. Bergrutsche sind vorprogrammiert und insbesondere in der Regenzeit keine Seltenheit und werden nun erst noch mehr werden, wenn man sieht wie steil und senkrecht die Böschungen abtragen! Wirklich ein trauriges Schauspiel. Auf der Kali Gandakiseite ist die Piste schon enorm weit fortgeschritten und so mancher Teil des ehemaligen Wanderweges musste schon der staubigen Strassen weichen, auch weil dies die chinesische Regierung vom Norden her kommend, unterstützt.
Mittlerweile wird man rund um Jomsom per Motorradhupe auf die Seite verwiesen, man sieht zwischen den noch immer traditionellen Eselskarawanen mittlerweile Traktoren. Anderseits bemüht man sich um die Reduktion von Abfall und man ist dabei weitere Müllöfen zu bauen und die Stationen zum Befüllen von Flaschen mit frischem Trinkwasser zu erweitern.