Amnye Manchen Drucken
Geschrieben von: Lutzi   
Sonntag, 08. November 2009 um 12:22

Ganz nah am heiligen Berg Amnye Manchen

  Nachdem wir die letzten Tage so viele Klöster besichtigt hatten, lag nun der Schwerpunkt wieder auf Landschaften und Nomadenleben. Da wir die Richtung zum heiligen Berg Amnye Manchen einschlugen, querten wir erneut das sehr hoch gelegene Qinghai-Plateau, dem nachgesagt wird, dass es im Jahr nur rund 30-40 frostfreie Tage geben soll. Was sich auch bewahrheiten sollte. Gut, wir sind spät im Herbst unterwegs, aber es war doch kälter als vermutet. Dies machte mir doch recht zu schaffen, vor allem weil ich immer das lästige Problem mit kalten Füßen habe.

Der oft kalte Gegenwind tat sein Übriges und zudem waren die Übernachtungsmöglichkeiten auf der von uns gewählten Strecke rar gesät, weshalb wir doch oft zelten mussten. Manchmal fragten wir am Abend bei Nomaden an, aber dabei hatten wir nicht immer Glück und wurden auch des Öfteren weitergeschickt, auch wenn es schon fast dunkel und kalt war.
Trotzdem machten wir auch genügend gute Erfahrungen. So zelteten wir einmal neben Nomaden und konnten uns in deren Zelt aufwärmen und bekamen wie immer Tee, Brot und etwas zu essen gereicht. Ein anderes Mal machten wir eine kleine Motorrad-Exkursion zur Tsong Gompa, die etwas abseits unserer Strecke lag. Die Jungs organisierten uns sogar den Englisch sprechenden Doktor des Klosters, der uns gerne durch die von Touristen selten besuchte Anlage führte. Außerdem wurden wir oft von sprachlosen Tibetern auf ihren Mopeds begleitet und sie wiesen uns den rechten Weg auf den Grasslands. Die Wegsuche allgemein war auf diesem Teilstück nicht einfach. Denn die Tibeter können unseren chinesisch geschriebenen Straßenatlas nicht lesen, Chinesen gibt es kaum und wenn, kennen sie oft die kleinen Pisten nicht. Kein Wunder, denn einmal mussten wir umdrehen, da die Piste auf einer Weide endete, ein anderes Mal mutierte unser Feldweg zu einem Single-Trail und wäre so für Autos unpassierbar gewesen. Und genau hier wurde die Landschaft sagenhaft schön. Wieder nahe des Huang He (des Gelben Flusses) durchradelten wir einen wilden roten Sandsteincanyon mit unzähligen über uns kreisenden Geiern, Adlern und Bussarden.
Zudem konnten wir einem Hausbesuch von Mönchen beiwohnen, welche die Häuser segneten, und sahen weitere Klöster, deren Zerstörung während der Kulturrevolution noch deutliche Spuren zeigten und gerade im Wiederaufbau sind.
Auch die Strecke entlang des Amnye Manchen hielt noch etliche Überraschungen für uns bereit. Zwar kamen wir dem Gletscher sehr nahe, mussten jedoch ordentlich durch Schneeverwehungen am Pass auf rund 4500 m  schieben. Außerdem waren wir schon so spät dran, dass wir dort den Sonnenuntergang erlebten. Erst als es finster war, sahen wir das erste Haus und bekamen total durchgefroren Einlass. Aber die Freude währte nur kurz, da die Tibeter uns ordentlich Geld abknöpften und unsere missliche Lage voll ausnutzten, was einen sehr herben Nachgeschmack hinterließ. Mit allem hätten wir gerechnet, aber nicht mit diesem Verhalten. Was soll´s. Der kommende Tag glänzte mit wolkenlosem Himmel und zeigte die zum Teil schneebedeckte Landschaft in schönstem Licht.

Nun in Yushu, einem sehr abgelegenen Städtchen der Qinghai-Provinz, tauchen wir voll ein in tibetsches Leben. Wir haben selten eine so quirlige Stadt mit fast reiner tibetischen Bevölkerung gesehen. Von unserem zentral gelegenen Hotel können wir das Treiben und Handeln gut beobachten. Hoch im Kurs stehen insbesondere warme Fellmäntel, Mützen in allen Variationen, warme Unterwäsche oder auch Bo, eine sehr begehrte tibetische Medizin. Die kommenden Tage werden wir Richtung Chengdu, die nördliche Route des Sichuan-Highways einschlagen.

Aktualisiert ( Sonntag, 08. November 2009 um 12:37 )