Wintereinbruch in den Qilianbergen Drucken
Geschrieben von: Lutzi   
Donnerstag, 15. Oktober 2009 um 15:31

Wintereinbruch in den Qilian-Bergen

Dass sich die Durchquerung der Qilianberge so anstrengend und schwierig gestalten würde, hätten wir nicht gedacht. Neben den vielen uns zu erwartenden Höhenmetern, haben wir viele Kilometer auf ruppigen Pisten und recht entlegenen Landstrichen zurückzulegen. Gerade als wir den höchsten Pass der Qilian-Bergkette queren, beginnt es satt zu schneien. Noch sind wir nicht oben, der Nebel hüllt uns komplett ein und der Anstieg will einfach kein Ende nehmen. Endlich auf über 4200m zeigen die ersten Gebetsfahnen die neue Provinz Qinghai an, ein Gebiet, das vorwiegend von Tibetern besiedelt ist. Und tatsächlich. Nachdem wir irgendwie die Abfahrt im stürmischen Schneefall überlebt haben, radeln wir schlotternd kurz vor Dunkelheit in das lang ersehnte Dorf ein. Wir finden gar ein angenehmes, v.a. warmes Zimmer in diesem kleinen Nest, welches sich am nächsten Morgen mit vielen Tibetern und Hui-Moslems präsentiert.

Da sich die Piste über Nacht zu einer Schlammschlacht gewandelt hat, die Einheimischen unserer vermeintlich angedachte Abkürzung zum Qinghai See nur mit einem Kopfschütteln und einem eindeutigen Meo (Geht nicht!) begegnen und an ein Weiterradeln eh nicht zu denken ist, nehmen wir kurzerhand die Fahrgelegenheit in einem Kleinbus von hilfsbereiten Jadesteinsuchern wahr. Im Heck des Busses ist neben den gesammelten Fundstücken noch Platz für unser Gepäck und wir machen es uns auf den Ersatzreifen bequem. Doch selbst im Auto benötigen wir auf der schlammigen, schneebedeckten, löcherübersäten Piste rund sieben Stunden für die 200 km. Aber so können wir wenigstens die verzauberte Landschaft genießen.

In Qilian, der Provinzstadt angekommen, lädt uns die bunt gemischte Truppe aus Mongolin, Tibeter, Hui- und Hanchinesen in das beste Hotel samt üppigem Nachtmahl ein. Wenn das kein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk ist – und wie herrlich wir in dem 4-Star-Hotel nächtigen, bevor wir uns von dem Städtchen erneut aufmachen. Hier haben wir einige nette Begegnungen, da man wohl kaum gewohnt ist, westliche Touristen zu sehen. Man staunt, hilft uns, gibt uns genügend heißes Wasser… und neben tibetischen Chörten und Gebetsfahnen, sehen wir einige Moscheen der Huis. Toll ist, dass es hier seit langem mal wieder Wald hat und es mutet fast wie zuhause an. Bis unter 3000 m liegt gar der Schnee auf der Nordseite und ob des sonnigen Wetters sind wir motiviert für den nächsten langen Pass mit erneut gut 1500 Höhenmetern. Bevor wir jedoch den größten Salzsee Chinas erreichen, haben wir noch viele Kilometer über das sogenannte Qinghai-Plateau zurückzulegen. Schön sind die verschneiten Berge ja, aber bei Temperatuen unter Null Grad am Morgen, dauert es, bis wir auf die Räder steigen.
Leider ziehen mit dem frühen Wintereinbruch auch die Nomaden mit ihren großen Yak- und Schafherden in tiefere Gebiete. Dafür sehen wir die ersten Pilger sich niederwerfend um den Qinghaisee bewegen, der für die Tibeter heilig ist. Sehr beeindruckend und größten Respekt verdienend. Interessant war auch das erste Dorf am See, das voll mit den typischen Mopeds und ihren zugehörigen Tibet-Cowboys war, die emsig ihre gekauften Vorräte aufpackten, Gespräche suchend die Hauptstraße entlang schlenderten und uns samt unserer Räder begutachteten. Lustig ist auch die Geste der Tibeter, wenn sie etwas nicht verstehen. Dann öffnen sie den Mund weit, so als ob sie in einen Apfel beißen würden, aber es kommt kein Ton – sondern ist kombiniert mit dem leicht fragenden direkten Blick.

Bevor wir die lange Abfahrt ins tief gelegenen Xining in Angriff nehmen, campen wir noch am Ostufer des Qinghai Hu, am Fuße von teilweise schneebedeckten Sanddünen. Der neuerliche Schnee über Nacht ist bald vergessen als wir bald. Erst kurz vor Xining wird es sehr hektisch, unglaublich staubig und dreckig, was nach der tagelangen absoluten Ruhe doch recht anstrengend ist.
Xining ist einer der Knotenpunkte der früheren Seidenstraße und auch noch heute sieht man die unterschiedlichsten Kulturen der Tibeter, Hui, Mongolen und Han. So wird ein Stadtbummel noch richtig zum Erlebnis. 

Aktualisiert ( Freitag, 16. Oktober 2009 um 03:26 )