Entlang der afghanischen Grenze Just als wir sowieso stoppen wollten, sehen wir das Willkommens-Schild: Homestay. Bei uns wäre das eine Pension und es ist eine tolle Möglichkeit, das Alltagsleben der Einheimischen kennen zu lernen. Lola´s Homestay verwöhnt uns ausgezehrte Radler mit ausreichend köstlichem Essen, Dusche und einem eigenen Zimmer. Wie hier üblich, wird einem eine Matratze auf den Teppich gelegt, denn ansonsten besitzen sie hier auch kaum weitere Möbelstücke. Die Küche befindet sich in den Sommermonaten außerhalb des Hauses, meist nur eine offene Feuerstelle, eine große wokähnliche Pfanne und ein paar große Töpfe. Mittlerweile sind wir von Dushanbe über den zweiten hohen Pass, den Sagirdasht Pass (3250m) geradelt und am Panj-Fluss, der Grenze zu Afghanistan angekommen. Auch wenn es oft anstrengend Auf und Ab ging und wir wussten, dass diese Strecke noch vor wenigen Wochen aufgrund Unruhen gesperrt war, fühlten wir uns sicher und waren ob der abwechslungsreichen, zum Teil sehr grünen Landschaft angenehm überrascht.
Etwas aufgeregt waren wir schon, da wir nicht so recht wussten, was uns so nahe zu Afghanistan erwarten würde. Aber bis auf wenige Militärposten, manch patrouillierenden Soldaten, alten Panzerwracks und den markierten Minenfeldern wies wenig darauf hin, dass hier noch bis vor wenigen Jahren heftig gekämpft wurde. Mittlerweile sind tadjikische Minensucher z.T. mit deutschen Schnüffelhunden unterwegs und entschärfen diese gefährlichen Minenfelder, unterstützt von einer deutsch-schweizerischen Organisation. Nur wenige Meter trennen uns von Afghanistan und wir sehen, dass die Afghanen noch sehr traditionell mit ihren Shalvez Kameez und die Frauen mit Kopftüchern bekleidet sind. Nur wo genügend Schmelzwasser von den hohen 4000 und 5000-er Bergen herunterfließt, sehen wir Ansiedlungen mit den niedrigen Lehmhäuschen, welche sich sehr hübsch in die Landschaft einfügen und meist aufgrund der hohen Walnuss-, Maulbeer- und Aprikosenbäumchen kaum zu sehen sind. Wenn wir den schmalen Eselspfad, den sie grad versuchen zu einer Piste auszubauen, sehen, rätseln wir, wie sie sich versorgen können. Nur ganz wenige Brücken, oft etliche hundert Kilometer auseinander spannen sich über den Panj-Fluss. Auf der tadjikischen Seite sind die Leute wieder sehr aufgeschlossen, stoppen uns am Wegesrand, stecken uns Trauben, Äpfel…zu, Jungs spielen auf den Sandbänken des Panjrivers Beachvolleyball. Die Häuser sind recht groß und in den Gärten sind die Obstbäume reich beladen mit Äpfeln, Granatäpfel, Feigen. Wir radeln meist auf annehmbarer Straße, denn irgendwie haben wir uns schon an die holprigen Strassen gewöhnt, bei denen wir in den vielen engen Schluchten aufmerksam sein müssen, ob nicht Steine herunterfallen. Die vielen Einschläge im Asphalt sind Zeugen genug. Mich faszinieren die ständig wechselnden Ausblicke auf die meist steilen Schluchten. Häufig erheben sich die Berge (mal Kalk, Granit, Sandstein…)noch mal rund 3000 Meter über uns, manche schneebedeckten Gipfel spitzen heraus– einfach gewaltig. Mit was wir nicht gerechnet haben, war die unglaubliche Freundlichkeit der Leute. Je weiter wir gen Khorog kommen, desto mehr Ismailiten leben hier. Ähnlich wie in Nordpakistan sind diese zwar Moslems, aber nicht so streng gläubig und leben durchaus aufgeschlossener, was sehr angenehm ist. Freundlich sind sie alle, winken uns wieder zu, laden uns zum Chay (Tee) ein. Die Nacht vor Khorog werden wir von Ismailis eingeladen. Wie froh ich darüber war, denn abends ist oft ein sehr starker Wind und wir hatten wirklich wenig Lust unser Zelt aufzustellen und draußen zu kochen. Stattdessen wurden wir mit leckeren Bratkartoffeln verwöhnt und hatten einen lustigen Abend. Den Ruhetag hier im Nationalfeiertag in Khorog werden wir erstmal richtig auskosten. Leider ist ausser der schoenen Parkanlage hier nicht viel geboten. In den kommenden 4-5 Tagen werden wir eine Runde durch das Pamir radeln und wieder nach Khorog kommen, bevor es in das Wakhantal geht. |