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KKH bis zum Khunjerabpass
Geschrieben von: Lutzi   
Samstag, 03. September 2005 um 08:21

Einige Highlights vorneweg:

·        höchster internationaler Grenzpass mit 4750 m

·        ‚Dancingnight’ in der letzten Polizeistation vor dem Pass

Der kommende Tag ist endlich mal angenehm zum Radeln. Es ist nicht mehr so heiß, dafür eben bewölkt. Die 90 km nach Sust sind landschaftlich sehr reizvoll und man begibt sich in das Herz des Pamirgebirges mit wilden Zacken, die allesamt von gelb über rot bis hin zu lila schimmern. Dabei reichen die Gletscherzungen bis fast zur Strasse herab und wir sehen etliche Suspensionbridges (Hängebrücken), die mehr als zweifelhaft aussehen, aber noch in Gebrauch sind. In Kyber, dem letzten Örtchen vor Sus, lachen uns die frischen, prallen und reifen Aprikosen- und Äpfel derart an, dass wir nicht widerstehen können und uns welche stibitzen. Nun ja, bis uns die ganze Dorfjugend stellt. Macht nix: Dafür werden wir gleich zum Tee geladen, die ganze Sippschaft sitzt um uns herum und schaut uns zu wie wir das steinharte local bread essen bzw. im Chai aufweichen. Sie erzählen uns, dass auf fast jeden Haushalt etwa zwischen 10 bis 15 Personen kommen; das macht bei rund 100 Haushalten rund 1500 Menschen und davon sind fast 70 % Kinder! Als Dank für ihre Gastfreundschaft lassen wir eine Frisbeescheibe hier und spielen zum Abschied noch eine Runde mit den Kindern und Jugendlichen. Mit neuem Schwung rollen wir nach Sust ein, dem letzten pakistanischem Dorf und zugleich Grenzstation.

Da wir die Grenze zu China nicht mit dem Rad passieren dürfen, entschließen wir uns den Khunjerab-Nationalpark und Khunerjab-Pass in zwei Tagen zu erklimmen. Die Schlucht ist einzigartig und es herrscht, wie schon seit Gilgit, kaum Verkehr. Die Strasse windet sich eng an die Felsen geschmiegt empor. Trotz unserem wenigen Gepäck ist es anstrengend genug und so manches Mal starten wir Sprintetappen, sofern dies auf dieser Höhe möglich ist, wenn uns die einige hundert Meter hohen Felswände nicht ganz geheuer erscheinen. Es könnte tatsächlich jeden Moment tonnenschweres Gestein herunterpoltern. Die vielen Einschläge im Teer sind Zeugen genug. Außerdem hat der nächtliche Regen, der ab rund 3600 m als Schnee gefallen ist, einige Brocken gelöst, die schon mitten auf der Strasse liegen.

Am Eintritt zum Nationalpark haben wir Glück und wir können einen erst 2 Wochen alten Schneeleoparden zu Gesicht bekommen, der noch richtig tollpatschig wirkt. Seine Mutter wurde wohl aufgrund des wertvollen Felles abgeschossen.

In Koksil (auf 4100m), dem letzten Kontrollposten, warten schon einige Policemen auf uns und ihr kleiner Rasen wird zu unserem Camp. Wir freuen uns so über den Schnee, dass wir erst mal eine Schneeballschlacht veranstalten. Die Berge sind überzuckert und dies macht den besonderen Reiz aus. Abendessen bekommen wir natürlich gekocht und zum Essen wird erst mal wieder Schnaps gereicht und den nicht zu wenig. Einen Happen essen, zwei Schluck trinken. Sie reichen uns ein teuflisches Zeug: 42%igen chinesischen Wein(spricht man hier noch von Wein?). Für mich - selbst mit Wasser gestreckt - eher ungenießbar. In kurzer Zeit ist zudem die kleine Bude vollgequalmt und nach dem Essen ging es erst richtig los:

Einer greift zum alten Benzinkanister als Trommelersatz und dann wird in Hunza-, Gilgit-, und Skardustyle getanzt und gesungen (dagegen ist unser vorgeführter Walzer und Platter echt langweilig). So einen lustigen Abend hätten wir uns nicht erträumen lassen.

Anderntags sind wir erstaunlich fit und nehmen den Pass bis zum sogenannten Zeropoint mit Leichtigkeit. Eigentlich haben wir keine wirkliche Lust, Pakistan schon zu verlassen! Etliche Teepausen bei den Grenzstationen und ab geht die Post: gut 80 km bergab liegen vor uns, was aber mit dem heftigen Gegenwind gar nicht so einfach und lustig wie wir uns das vorgestellt haben, ist. Mit uns sausen auch chinesische Trucker bergab. Kein Wunder, dass bei dieser Fahrweise fast die Hälfte auf der Strecke liegen bleiben.