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Chengdu-Xian-Peking
Geschrieben von: Lutzi   
Montag, 15. Mai 2006 um 09:30

Mir gefällt die 10 Mio. Stadt Chengdu und im interessanten Giant-Panda-Park treffe ich gar zufällig noch auf die Weltreisende Ruth, die ich ja schon in Vietnam getroffen habe. Ein feines Wiedersehen, News austauschen im einen der vielen Teehäuser in den Stadtparks quatschen oder sich eine typische Sichuanoper mit Musik, Gesang, Maskentanz und Artistik ansehen. Die vielen grünen Boulevards, die versteckten Teehäuser, die Verkehrsgehilfen, die an den Kreuzungen mit Trillerpfeife und schwenkender Fahne versuchen, den chaotischen Rad- und Fußgängerverkehr unter Kontrolle zu bekommen, quietschende Elektroroller, Night-Clubs mit toller Performance und eben eine extrem feine Küche, sind nur einige wenige Details, die tagtäglich auf mich einprasseln.
Da das Ende der "Golden Week" naht und auch ich zur selben Zeit nach Peking will, ist das Chaos perfekt. Nachdem ich ein Ticket ergattert habe, kann mir keiner weiterhelfen, mein Rad als Cargogepäck aufzugeben. So stehe ich recht hilflos am Bahnsteig und alles Diskutieren und selbst Bestechen der Zugschaffner hilft nix. Der Zug fährt einfach ohne mich los! So ein Mist. Gott sei Dank erbarmt sich einer der Bahnhofsbeamten und auch wenn wir uns kaum verständigen können, verhilft er mir zu einem weiteren Ticket: Hardseat - 15 Stunden lang - gut, dass ich ein paar englisch sprechende Studenten finde, mit denen ich fast die ganze Nachtfahrt über plaudere.
In Xian - der Stadt, in der die Seidenstrasse startet, lasse ich mich von der unglaublich gewaltigen Terracotta-Armee verzaubern, lande im verwinkelten, lebendigen Muslimviertel und treffe eine junge hier ansässige Chinesin, die mir ihre Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zeigt. Dazu stoppen wir an den unzähligen Essensständen und ich koste mich durch die lokalen Spezialitäten.

Gut gestärkt nehme ich die folgende Nachtfahrt nach Bejing (weitere 13 Stunden) in Angriff. Dieses Mal gibt es nur mehr einen Stehplatz. Aber wozu habe ich denn meine Isomatte dabei? Nachdem sich vier junge Chinesen mit mir ihre Plätze teilen und sie mich über chinesischen Alltag und chinesische Historie aufklären, zocken wir stundenlang Karten bis ich todmüde einen Platz im Gang zum Schlafen finde. Die Youngsters kümmeren sich rührend um mich und sie lassen mich erst gehen, als ich mein Rad habe, sie für mich ein Youth Hostel gebucht und einen Stadtplan besorgt haben. She-she! Danke!

Auf dem Weg dorthin treffe ich zufälligerweise zwei weitere Weltradreisende. Hugo und Mika sind seit acht Monaten unterwegs. In den kommenden Tagen unternehmen wir viel zusammen und wir erkunden die Forbidden City, die Innenstadt mit ihren alten Vierteln - den sogenannten Hutongs, den Summer Palace, was eine riesige Parkanlage ist, den frisch restaurierten Tempel of Heaven und natürlich das gewaltigste Monument: die Große Mauer, auf welcher wir gut drei Stunden auf und ab marschieren! In Bejing selbst entstehen zur Zeit riesige neue Bürogebäude und Hotels, weitere Metrolinien und Ringstrassen und die Grossbaustellen, auf denen ein 24-Stundenbetrieb herrscht, sind hier ganz selbstverständlich. China macht sich bereit für die nahende Olympiade.
Leider habe ich Pech. In einer der belebtesten Straßen wird mir mein Rad geklaut, obwohl es abgesperrt ist und ein Wachmann aufpassen sollte. Ich kann es kaum glauben, als ich nach einem feinen Kneipenbesuch ohne Fahrrad dastehe. Tja, was machen?? Gut, dass es hier eine relativ gute Auswahl an Geschäften gibt und ich mir kurzerhand ein neues Giant-Rad kaufe. Achja - gut dass es im Botschaftenviertel einen feinen Delikatessenladen gibt, den wir (Hugo, Mika und ich) heißhungrig stürmen und uns eine leckere Brotzeit einkaufen. Hier finden wir richtige Leckereien wie deutsches Erdinger Weißbier mit Butterbrezen, südtiroler Vinschgerl mit französischer Salami und Schweizer Emmentaler belegt und Rüblitorte zum Nachtisch - einfach genial.
Meine weitere Planung ist, dass ich Rob und Eric, zwei andere Radler an der kasachisch-chinesischen Grenze treffen will und mit ihnen noch ein Stück durch Zentralasien heimradeln will. Dazu benötige ich diverse Visen, die ich gut durchorganisiert besorgen kann. Ansonsten gehe ich viel aus in Peking und als ich nach Urumqui, die Hauptstadt der westlichsten Provinz Xinjiang fliege, falle ich todmüde in meinen Sitz.