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Vom Guge-Kingdom zum Mount Kailash
Geschrieben von: Lutzi   
Dienstag, 27. September 2005 um 08:36
Das weiterhin schlechte Wetter und das Wissen über die anstehende steile, sandige Passstrasse macht uns die Entscheidung, einen Truck zu suchen, relativ leicht. Der Baumann-Versorgungstruck sagt uns seine Hilfe zu. Na fein! Der kommende Sonntag soll jedoch nicht nach unseren Vorstellungen verlaufen. Schon am Morgen kommt der Lkw nicht wie abgemacht um halb sieben an unserem Campplatz vorbei! Wir harren fertig gepackt in der Kälte und holen schlussendlich unsere Schlafsäcke wieder hervor und dösen, bis der Lastwagen gut zwei Stunden später auftaucht. Endlich im Truck sitzend bzw. auf Matratzen und Filmausrüstung liegend (im Sitzen hält man das Gerüttel nicht aus),sind wir doch froh, die steilen Passagen nicht hochschieben zu müssen. Aber der Lkw-Fahrer fährt wie der Teufel den Jeeps hinterher, holt das Letzte aus seiner Kiste heraus und wir fliegen samt unseren Rädern bei jedem Schlagloch gut einen Meter durch die Luft! Unsere Innereien werden wie ein Cocktail wild durcheinandergemixt. Nach dem ersten Pass wollen wir nur noch aussteigen! Was uns dann erwartet ist nicht gerade besser. Schneematsch, Wind, Kälte, schlammige Piste, aber frische Luft um die Nase. Kreidebleich kämpfen wir uns vorwärts.
Schon bald sehen wir am Anstieg des zweiten Passes einen abgerutschten und feststeckenden Truck, kurz bevor er den Abhang droht hinunter zu purzeln. Super, wir müssen wenigstens mit unseren Rädern nicht wie die vielen anderen Jeeps warten. Aber diese Freude weicht bald. Der brutale Schlamm blockiert alles an unseren Bikes: Bremsen, Reifen - kein Spaß! Wir kürzen die Strecke ab, indem wir unser Gepäck den Hang hochschleppen und anschließend die Räder hochschieben. Irgendwie schaffen wir es auch noch die letzten Serpentinen hoch. Als der Truck per Seilwinde befreit worden ist, bekamen wir von einem vorbeifahrenden Jeep einen Gepäcktransport angeboten. Klar, dass wir nicht lange überlegen. Im nächsten Restaurant am Fuß des Passes wollen sie unsere Taschen abgeben. Es hat alles so logisch geklungen. Als wir jedoch dort ankommen, ist von unserem Gepäck weit und breit nix zu sehen! So radeln wir mit viel Überwindung weiter bis uns unser Baumann-Laster wieder überholt. Er befördert uns zu dem Dorf Moincer (gut 60 km entfernt), indem die Gruppe übernachen will. Wir treffen sie, jedoch haben sie unsere Taschen in einem Guesthouse rund 50 km retour abgegeben. Wie sollen wir das wissen? Michl nimmt eine weitere Jeepfahrt in Kauf – ich konnte nicht mehr und mir war bloß noch schlecht! Am folgenden Tag müssen wir unsere Räder erst mal generalüberholen. Selbst mit heißem Wasser und Bürste lässt sich der Lehm kaum entfernen, ws für uns gut drei Stunden harte Arbeit bedeutet. Dafür gönnen wir uns am Nachmittag nach der schönen Kora um das Kloster Thirtapuri ein heißes, entspannendes Bad in den Hot Springs: windstill, sonnig, ein Bierchen in der Hand. Anderntags gehen wir die letzten rund 60 km bis nach Darchen an, dem Ausgangspunkt für die Kora um den Berg Kailash. Dabei rücken die sagenhaften Berge wie Mount Kailash mit seiner prächtigen West- und Südseite, als auch der Grenzberg zu Nepal Gurlan Mandata (7728 m) immer näher und macht die weitere Strecke sehr kurzweilig. Kurz vor Darchen campen wir an einem Flusslauf – einer der idyllischsten Plätze bisher. Im Ort selbst präparieren wir uns für den anstehenden Trek nun Ende September und verstauen unsere Räder, kaufen Essen und packen unsere Rucksäcke.