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Kashgar – eine bunte Oasenstadt
Geschrieben von: Lutzi   
Montag, 05. September 2005 um 08:25

Die Stadt ist so angenehm, sodass wir uns - wie viele andere Reisende vor uns auch - länger als geplant aufhalten. Uns faszinieren insbesondere die vielen Gegensätze, die hier aufeinanderprallen. Zum einen sind das die verschiedensten Völkergruppen: wie Uiyguren, Kirgisen, (laute) Chinesen, Pakistani und sonstige Turkvölker. Zum anderen verschmelzen hier modernes Hightech mit alten Traditionen. Hier einige Eindrücke:

Handkarren, Fahrräder in allen Variationen, Eselsdroschken, Pferdekutschen, Kamelkarren, laute und stinkende 4-Takt-Traktoren, bauhelmbemannte Motorradfahrer, hupende Autos, grün-weiße VW- Jetta und Santana- Taxis, aber auch nagelneue Mercedes oder Audi A6.... sogar sekundengenau geschaltete Ampeln (wie lange darf man noch fahren bzw. wie lange muss man noch warten) regeln den Verkehr auf sehr breiten Avenues. Ein Fahrstreifen ist immer für die Radler oder andere langsame Gefährte reserviert.

Man sieht kaum jemanden alleine laufen oder sitzen. Das Miteinander wird groß geschrieben, man sitzt in Gruppen zusammen, ratscht, spielt Schach oder Karten, glotzt in die öffentlichen Fernseher (unglaubliche Kitschsendungen), isst an einem der vielen Essensstände. Alt und Jung bilden eine feine Einheit, was wirklich sehr schön ist. Kinder ohne Schuhe und total verdreckten Klamotten neben alten langbärtigen Männern mit ihren Muslimkäppis, elegant und bunt gekleidete Frauen, total verschleierte Musliminnen neben jungen Damen in Minirock, Trägertop und Stöckelschuhen. Handys bimmeln überall, man sieht wieder verliebte, händchenhaltende Pärchen.

Klar, wir genießen natürlich auch die vielfältige Küche. Lammfleisch in allen Variationen: gefüllte Teigtaschen (Dumplings), Lammkebabs (Hackfleisch oder Fleischstückchen werden auf Metallspieße gesteckt und über dem offenen Feuer frisch gebrutzelt), aber auch Grillhähnchen, Fisch, Joghurt mit Melonensirup, mit Reis gefüllte Därme, Nan (super Brot), feine Süßigkeiten und jede Menge Obst und Gemüse: die unterschiedlichsten zuckersüßen Melonen, Äpfel, Weintrauben, Aprikosen, welche die vielen Händler an den Straßenecken feilbieten. Außerdem gibt es ganze Marktstände randvollgefüllt mit Nüssen und Trockenfrüchten.

Wir genießen das 'people watching' und treffen viele hilfsbereite Uiyguren, die uns die richtigen Preise deuten oder den Weg weisen. Unsere Verständigung ist lustig und es ergeben sich unglaublich viele Kontakte, auch wenn wir nur mit Mimik und Gestik kommunizieren. Viele bestaunen meine andere Schreibweise, wenn ich Postkarten und Tagebuch schreibe, schauen sie mir neugierig über die Schulte, sind interessiert an meinen Bildern von zu Hause an oder an der Weltkarte.

Natürlich pflegen wir nicht nur unsere Räder und machen sie startklar für den kommenden wilden Trip durch Tibet. Michl lässt sich auf dem Sunday Market von einem richtig alten Barbier rasieren und die Haare schneiden (naja, von Stufenschnitt hat er noch nicht viel gehört. Außerdem lassen wir uns von Chinesinnen in die Drück- und Klopfmassage einführen.

Mit vier weiteren Radlern (Rob, the Welshman; Franz aus Wien, Peter aus Netherlands und Cameron aus Australia) ziehen wir am 7. September 2005 gen Yecheng (240 km) los. Dort hoffen wir durch das militärische Sperrgebiet in Richtung Westtibet einreisen zu können.