Kopfbereich

Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation

Inhalt

Die Märchenwiese – just wonderful and very spezial!
Geschrieben von: Lutzi   
Samstag, 20. August 2005 um 13:53

Auch der nächtliche Regen bringt wenig Abkühlung. Eigentlich wollen wir sehr früh los, aber der kleine Küchenjunge macht uns einen Strich durch die Rechnung. Da er mir zu aufdringlich war, und ich ihn mit Missachtung strafte, rächte er sich an unseren Rädern! (die Reifen hatten keine Luft mehr, Bremsen und Reifen waren geöffnet…) na ja, soll uns eine Lehre sein, dass wir auch in das kleinste Zimmer unsere Räder packen würden.

Auf dem KKH (Karakorum Highway ) ist kaum Verkehr, die Trucker sind freundlich und passen auf uns auf. Wir genießen die Fahrt durch das karge Industal, erfreuen uns an den grünen Oasen, welche nur durch Bewässerung entstehen und auf kleine Häuseransammlungen hinweisen.

Nach 50 km sind wir an der Rhaikot Bridge. Von hier geht es per Jeep 15 km eine wilde Strecke entlang einer tiefen Schlucht nach Tato. Dieses kleines ‚Nest’ wurde seit immer wieder durch Katastrophen heimgesucht. 2002 wurde es durch ein Erdbeben verwüstet, ein Jahr später gab es einen gewaltigen Erdrutsch und heuer im Juli eine weitere Schlammlawine. Seit kurzem unterstützt Reinhold Messner die Einheimischen beim Wiederaufbau. Zwei weitere Stunden Wanderung bringen uns zu der unglaublich schönen Märchenwiese, der Fairy Meadow! Camping mit Blick auf die Nordseite des Nanga Parbat hat man nun mal nicht alle Tage. Wir begrüßen Aziz und Rehmat, die Besitzer des Raikot Sarai, welche den wunderschönen Campground führen. Wir genießen den Luxus mit heißer Dusche auf 2300m, die Gespräche mit anderen Backpackern, Tanzen und Singen am Lagerfeuer und selbst gebrannten Maulbeerschnaps.

Der kommende Morgen (wir schreiben den 18. August) beschert uns einen klaren Sonnenaufgang. Der Nanga Parbat bäumte sich vor uns mit weiteren fast 6000 Höhenmetern auf! Wir liegen morgens um halb sechs im Schlafsack im Freien und saugen diesen Moment in voller Intensität ein! Welch ein gewaltiges Naturschauspiel!

Eine Bergtour bringt uns auf das High Base Camp auf über 4000 m. Durch tolle Wälder (Wacholder, Birke, Pinien..) und über Wiesen kommt man an die ersten Gletscherausläufer. Wir fühlen uns pudelwohl inmitten dieser Eisgiganten.

Am nächsten Tag heißt es relaxen. Gemütlich geht es zurück, und Michl und Rob radeln bis nach Talechi, dem nächsten Guesthouse. Hier hausen Polizisten, die sich über jede Abwechslung freuen. Mir bringen sie etwas Urdu – die pakistanische Landessprache - bei, und außerdem wird uns wieder mal köstliches Dal mit Chabati serviert. Wir relaxen auf den typischen Betten der Pakistani, dem Charbat. (Bettgestell mit einem Bastgeflecht, die meistens im Freien stehen). Da es hier keinen Strom gibt, müssen wir ohne Ventilator auskommen und schwitzen nachts, so als ob wir die ganze Zeit joggen würden.

Rahmet bringt einen Teil unseres Gepäcks zum Guesthouse nach Gilgit, der größten Stadt im Norden Pakistans. So lässt es sich leicht die abwechslungsreiche Strecke radeln und kurz vor der Stadt kommen wir an einem wichtigen geografischen Punkt vorbei: Denn am Zusammenfluss des Gilgit- und Indusflusses stoßen die drei mächtigsten Gebirge der Welt zusammen: Hindukusch – Himalaya – Karakorum.

Ab hier folgen wir dem Gilgitfluss, es wird grüner und die Gegend interessanter.

Im Medina Guesthouse finden wir eine wirklich schöne Oase, Rahmet lässt uns in seinem Büro ins Internet und wir planen die kommenden Tage!

Momentan herrscht in Gilgit eine enorme Polizeipräsenz, denn im letzten Januar/Februar kam es zu zum Teil tödlichen Übergriffen und Schießereien zwischen Schiiten und Sunniten. Man sieht Schießscharten aus Sandsäcken, verschiedene Eskorten mit Maschinengewehre im Anschlag auf Pick-ups, Straßensperren. Aber die Einheimischen versichern uns, dass Ausländer sicher sind. Nur ein kleiner extremistischer Anteil ist hier wirklich gefährlich.

Wir fühlen uns gut und wir begegnen ständig Leuten, die uns in irgendeiner Weise selbstlos helfen. Einfach der Wahnsinn. Wir besichtigen den großen in Fels gemauerten Buddha nahe Gilgit – nur einer der wenigen Überbleibsel der früheren Buddhistischen Tradition in nun islamischen Ländern. Wir machen Barbecue in einer der vielen lauen Sommernächte...

Bisher sind wir nicht allzu viel geradelt, haben aber schon jede Menge erlebt und gesehen und genießen das Reisen.

300 km Busfahrt, 130 km Jeepfahrt und 350 km Radstrecke liegen hinter uns . Let's go on!!
Aktualisiert ( Montag, 19. Mai 2008 um 08:15 )