Kopfbereich

Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation

Inhalt

Westsichuan - Giant Pandas, viele Pässe und tibetische Dörfer
Geschrieben von: Lutzi   
Donnerstag, 04. Mai 2006 um 09:28
Mit dem Flugzeug geht es von Lhasa nach Chengdu, der Provinzhauptstadt von Sichuan. Von da aus starten wir noch zu einer einwöchigen Runde durch Sichuan, wobei unterschiedliche Landschaften und der Wechsel von chinesischer zu tibetischer Kultur die Runde im Westen von  Chengdu bestimmen. Bevor wir mit dem Radeln loslegen, nehmen wir den Bus in das rund vier Stunden entfernte Dörfchen Wolong, das besonders aufgrund der außergewöhnlich hohen Nachwuchsrate der Giant Pandas bekannt ist. Erst mal zur Busfahrt. Was wir von unserem Fensterplatz aus sehen ist signifikant für das jetzige China. Kleine Nebenstrassen mit wenig Verkehr wird es wohl nicht mehr lange geben. Die Chinesen klotzen Autobahnen, Brücken und Tunnel wie wild in die tiefsten Schluchten. Nach der zum Teil ruppigen Fahrt war Endstation inmitten dem Herzland der Großen Pandas. Ein typisches Sichuangericht - Chicken mit Peanuts verfeinert mit dem extrem scharfen Sichuan Wildpepper - die Küche hier ist als eine der schärfsten der Welt bekannt - heizt uns richtig ein und weckt unsere Gemüter. Wir starten in der späten Nachmittagssonne und radeln entlang einem wunderschönen Tal bzw. tief in einer Schlucht, wo uns alte Sichanesinnen begegnen, die noch traditionell einen dunklen Turban tragen, Männer auf den Holzbänken vor den Hauseingängen sitzen und Leute mit Teekannen jedes Pflänzchen gießen.
Der Balang Shan Pass zieht sich und wir fahren fast fünf Stunden nur bergauf. Dieses Mal aber haben wir Glück und die ständige Sicht auf die Xiling Xue Shan-Bergkette ist abwechslungsreich. Die tolle Abfahrt präsentiert uns außerdem die Seguniang-Mountains, die ‚Vier-Schwestern-Berge’. Wir landen im mittleren Tal dieses Bergmassivs und über einen angelegten Holzsteg holpern wir zu unserem außergewöhnlichen Campplatz. Ein Schild zeigt an, dass hier 2003 ein Giant Panda gesichtet wurde. Aber wir ließen uns nicht abschrecken und genießen die tolle Nacht mit Sternenhimmel und Schneefall im Wechsel unter bartflechtenbehangenen Seabuckthorn-Trees. Mit der eindrucksvollste Tag auf meiner Reise ist die Wanderung am 1. Mai in dieses Tal, welches weitere Blicke auf Wiesen, Granitberge und Gletscher freigibt. Einfach wunderschön; zudem amüsieren wir uns an den auf Pferden reitenden Chinesen bzw. ‚Outdoorsportlern’. 
Rund um Danba sind die Dörfer zunehmend tibetisch geprägt und in dieser Gegend findet man noch häufig Wachtürme aus der Qing-Dynastie vor. Von hier aus geht es einen langen Tag in einem wunderschön grünen Tal bergan, immer entlang des türkisgrünen Flusses. Wow - diese Natureindrücke sind kaum zu beschreiben. Natürlich lassen wir uns auch die Hot Springs am Wegrand nicht entgehen. Beine im heißen Wasser baumeln lassen, dazu Kartoffelspieße essend.
Wir übernachten in Bamei, dem Geburtsort des 11. Dalai Lama. Dies erklärt auch die unzähligen Stupas, um welche die devoten Tibeter betend ihre Kreise ziehen, ihre Gebetsmühlen unablässig drehend, sich niederwerfend, Salz streuend. Ab hier befinden wir uns in den bekannten ‚Grasslands’, die zum Teil an die Mongolische Steppe erinnern. In Tagong, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsort ist die Hölle los. Denn vom 1. Mai an haben die meisten Chinesen arbeitsfrei und nutzen die sogenannte "Golden Week" natürlich zum Reisen. Horseback-Treks sind der große Renner. Aber wir waren auch beeindruckt vom alten Kloster und von den unzähligen Gebetsfahnen, die hier ganze Bergrücken bedecken.
Mit das schönste Erlebnis war die Dorfbevölkerung an unserem folgenden Camp. So viele helfenden Hände macht es uns gar schwer, das Zelt aufzustellen. Selbst das Waschen im Fluss geht nur mit (weiblichen) Zuschauern; die Chinesen und Tibeter haben einfach ein anderes Verständnis von Privatsphäre. Mir hat es besonders eine Familie angetan und so laden sie mich noch zu sich nach Hause ein, zu sauer schmeckendem Yak-Käse, der in Zucker getunkt wird, mit Buttertee auf das Wohl der Familie anstoßen, den Familienaltar ehren. Die Herzlichkeit und ihre strahlenden Augen, ihr offenes Lachen macht jeden Moment so wertvoll.
Am letzten hohen Pass bekommen wir quasi Militärbegleitung. So ein Pech, dass gerade zur selben Zeit über hundert Militärtrucks die Bergstrasse hochschnaufen!
Für mich heißt es Abschied nehmen von Tibet, dessen Land und Leute mich unglaublich fasziniert haben!

Von Kangding aus nehmen wir noch am selben Nachmittag einen Bus zurück nach Chengdu, da Thomas schon kurz darauf seinen Rückflug gebucht hat.