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Laos - Lachen ist allgegenwaertig
Geschrieben von: Lutzi   
Sonntag, 25. Dezember 2005 um 08:59

Mein Flug nach Bangkok ist aufgrund eines technischen Defekts verschoben worden. Alle Traveller werden somit erst mal in einem edlen Hotel vertröstet, was uns wenig ausmacht und wir dort köstlich speisen. Schlussendlich komme ich in Bangkok erst sehr spät an und mache mich mit meinem Gepäck mitternachts auf Zimmersuche. Nur gut, dass René, ein Schweizer Langzeitreisender, mit mir unterwegs ist. Wir landen schließlich mitten in der Touristenmeile, was mir einen ordentlichen Kulturschock versetzt. Die beiden folgenden Tage fahre ich mit Bus und Taxi durch die wohlgeordnete und organisierte Stadt und gehe Shoppen. Nicht schlecht, mal wieder durch riesige Einkaufszentren zu schlendern, den Wochenendmarkt zu entdecken, typische Thaigerichte zu probieren und abends zu flanieren. Schnell besorge ich mir ein laotisches Visa und nehme schon kurz darauf den Nachtbus nach Vientiane, der laotischen Hauptstadt. Schlafen kann ich zwar nicht wirklich, aber irgendwie geht die Nacht vorüber und ich bin fit genug, um Vientiane per Rad zu erkunden. Besonderen Gefallen finde ich an den buddhistischen Tempeln und ihren Anlagen, in denen man viele laotische v.a. junge Mönche begegnet, welche oft auch Englisch sprechen können und versuchen mir etwas über Laos zu erklären. Recht lustig. Außerdem finde ich seit langem wieder eine katholische Kirche. Der ansässige Bischof zelebriert die Messe sogar dreisprachig (laotisch, englisch und französisch). Man erzählt mir anschließend, dass von den in Laos lebenden rund 6 Mio. Menschen nur rund 11000 Christen sind, mit 16 Priestern und fast keinen Kirchen. Am Abend gönne ich mir eine typisch laotische Herbal-Sauna, die mit Holz geheizt wird und im Raum die ätherischen Dämpfe verbreitet. Eine abschließende Fußreflexzonenmassage ist dann die Krönung gewesen.

n Vientiane treffe ich etliche Leute. Einmal die zwei jungen Burschen Korbinian und Paul (www.lost-horizon.de ), die seit Kirgistan mit dem Rad unterwegs sind und immer einige Tage vor mir durch Tibet gestrampelt sind. Bei feinem Capuccino und Croissants tauschen wir etliche News aus. Außerdem Robert, einen Holländer, der in Luang Prabang Biketouren anbietet und sowieso am nächsten Tag in diese Richtung radelt. So habe ich einen tollen Guide an meiner Seite, der mir einiges über Land und Leute erklärt.
Dass Laos zu den ärmsten Entwicklungsländern gehört merkt man nur auf den zweiten Blick. Man sieht auf den geteerten Hauptstrassen der Hauptstadt fast nur neue, moderne Autos, und nun wird sogar eine Shoppingmall in Vientiane gebaut. Trotzdem gibt es noch genügend kleine Talats (Märkte), die ein buntes Leben ausstrahlen, Schulen, die häufig nur Bretterbuden sind und die Lehrerausbildung angeblich nicht besonders qualifiziert ist; viele, viele Kinder und Jugendliche, die in die Schulen pilgern(trotzdem ist die Analphabetenrate noch bei rund 50 %), wenig alte Leute, da die durchschnittliche Lebenserwartung bei 55-57 Jahren liegt und keine adäquate medizinische Versorgung gewährleistet ist, den großen Stausee, den wir per Boot überqueren und dessen Stromgewinnung an die Nachbarländer v.a. Thailand exportiert wird (zwei neue Dammprojekte sind gerade am Entstehen, was Laos komplett mit Elektrizität versorgen kann).
Ich habe in Laos keine derartige Infrastruktur für den Tourismus erwartet. Auf den beliebten Routen bekommt man immer Unterkünfte und gutes Essen. Busse und Boote fahren eh in jeden Winkel des Landes. Im Hinterland sieht man traditionell gekleidete Leute der vielen verschiedenen vorherrschenden Stämme.
Wenn man sich genauer über die Historie von Laos informiert, muss man sich wundern, dass trotz der Indochinakriege die Leute und besonders die Kinder so freundlich sind. Radelt man durch ein Dorf, schallt einem ein vielfaches Sabaidie, Sabaidie, Sabaidiiiiieeeeeee entgegen. Eine besonders eindrückliche Stimmung herrscht immer, wenn die vielen Kinder zur Schule gehen. Man kommt aus dem Winken, Grüßen, Kopfnicken nicht raus und es ist lustig, die Jugendlichen zu sehen, die meist zu zweit auf dem Radl oder Moped sitzen.
Einige weiteren Eindrücke sind die
vielen Mönche, die mit ihren orangenen Tüchern eine farbenfrohe, warme Atmosphäre herzaubern; Bambushäuser, meist auf Stelzen gebaut und Grasbüschel, die an der Strasse zum Trocknen ausliegen und später zu Besen gebunden werden; Wasserbüffel auf den gerade abgeernteten Reisfeldern; Fö - eine Nudelsuppe mit Fleischeinlage als typisches Gericht; die angenehm melodische Sprache; v.a. auf dem Nachtmarkt hört man oft nur ein sanftes Wispern; Mekongfisch in allen Variationen, dazu Mekong-Seegras mit spicy sauce sticky rice - Klebreis, den man mit den Fingern isst; Karstkegel mit bewaldeten Hügeln, aber immer weniger Primärwald, da viele Flächen brandgerodet werden und Trockenreis angebaut wird; Anstiege und Abfahrten von durchschnittlich 8-35 km! Frankreich als ehemalige Koloniemacht ist nicht nur in der Architektur bemerkbar - an vielen Straßenständen kann man fein belegte Baguettes kaufen; Laoten, die alte Munition und Minen aus den Wäldern bergen oder mit Pfeil und Bogen bzw. Fallen auf Jagd gehen und dann die exotischen Vögel verkaufen; ungewöhnlich viele Radreisende....
Leider ist das Wetter gerade nicht mehr so gut! Es ist bewölkt und ab und zu hat es Nieselregen, aber es ist nie wirklich kalt.

Zu Weihnachten scheint die Sonne warm, und wir frühstücken am Mekong. Mittlerweile habe ich Franz, Peter, Cameron und Sabina hi,er wie per Mail abgemacht, in Luang Prabang, im Herzen von Laos, getroffen. Ja, und dann sind seit gestern auch noch Andi, Sarah und Jürg (www.veloasia.ch) von der vietnamesischen Seite eingetroffen. Echt schön sich mit Freunden zu treffen, die mir während meiner Reise ans Herz gewachsen sind. Das Familiäre und unsere Weihnachtstraditionen gehen mir trotzdem ab.