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Nepal grüßt mit grüner Vegetation und liebenswerten Menschen
Geschrieben von: Lutzi   
Mittwoch, 02. November 2005 um 08:52
In einer tiefen Schlucht geht es kilometerlang bergab zur Grenzstadt Zhangmu. Innerhalb weniger Höhenmeter wird es schlagartig grün, ich sehe seit langer Zeit endlich wieder einen Wald, der immer undurchdringlicher wird, je tiefer ich komme. Der Duft der Bäume und Pflanzen und der morgendlichen Luftfeuchtigkeit steigt mir in die Nase. Was für ein herrliches Gefühl! Das ist fast so als wenn man noch mal geboren wird. An den vielen Wasserfällen halte ich an, trinke das frische Nass und kann diese Vielfältigkeit, die Laute der Tiere, das intensive Grün kaum fassen. In Zhangmu habe ich tatsächlich noch einen Platten. Super, dass ich meinen Ersatzreifen und meine übrigen Schläuche alle Franz gegeben habe, damit er gut durch Osttibet kommt. Also: flicken. Aber als Mädel hat man es nicht so schwer. Erst mal werde ich hier von einem der vielen jungen Truckdriver zum Essen eingeladen, dann hilft er beim Rad halten, was recht lustig ist und nebenher erfahre ich einiges über Nepal. Ich mag diese Grenzorte, obgleich hier immer eine unbeschreibliche Atmosphäre herrscht.
Wie schon in Sust (Pakistan) dürfen hier in Zhangmu und Kodari (erster nepalischer Ort) die chinesischen Autos, Jeeps, Busse und Trucks nicht nach Nepal einreisen, sondern müssen in andere Transportmittel umsteigen. So werden alle Trucks hier entladen und umgeladen. Chinesische Apfelkartons gegen nachgemachte Billig-Klamotten aus Nepal. Die Strasse ist voll mit Lkws und Bussen und so kommt es – wen wundert es – auf der schmalen Piste zu einem Stau. In Millimeterarbeit rangieren die Trucks aneinander vorbei und selbst als Radler ist es fast zu eng, zum Durchmanövrieren. Auf übler Piste geht’s weiter bergab und es wird endlich schön warm. Ich kann gar nicht beschreiben wie viel Freude ich beim Radeln habe! So schöne abwechslungsreiche Eindrücke. Bunt gekleidete Leute, die vielen Menschen überall, jeder ruft dir ein Namaste oder Hello entgegen. Abends nehme ich noch ein erfrischendes Bad im Fluss. In Daulagat – ein kleiner Ort – lande ich im einzigen Guesthouse namens Fish-Kitchen. Auf der Veranda sitzend staune ich über das nepalische Leben. Früh morgens werde ich von den Geräuschen (Hupen, IndianPop, Nepali…) geweckt. Vom Fenster betrachte ich das morgendliche Treiben im Nebeldunst kurz nach der Dämmerung. Die Läden öffnen wieder, man kehrt mit irgendwelchen Wedeln den allgegenwärtigen Staub heraus, putzt am tropfenden Wasserhahn mitten auf der Strasse die Zähne, Füße, Haare, Kleidung, Wäsche; ich rieche den SugerBlackTea, und das frittierte Nepalibread. Ein letzter langer Pass liegt vor mir und ich bekomme einen Eindruck von dem ländlichen Leben in Nepal. Den steilen Hügeln werden so manche ebenen Flächen abgerungen, um Reis, Mais uvm. anzubauen. Ansonsten sind die meisten Nepali hier Selbstversorger, mit wenigen Kühen, Ziegen, Schafen vor dem Haus und einem vielfältigen Obst- und Gemüsegarten. Da die Hinduisten morgen ihr Dewali also ihr Neujahrsfest feiern werden ist es kein Wunder, dass kurz vor Kathmandu der Verkehr schlagartig zunimmt und ich bin froh, heil in der Stadt anzukommen. Manche fahren wirklich ohne Hirn und Rücksichtnahme. In Kathmandu selbst geht’s nur mehr im Schritttempo und Stop-and-Go voran, sodass ich beschließe das Rad auf dem Gehsteig zu schieben. Total crazy! Und ich bin mit all dem Lärm, Hupen, Gestank, den vielen Leuten überfordert. Im Zentrum treffe ich meine Chinesen wieder und so finde ich schnell eine billige, gute Unterkunft. Duschen und auf geht’s! Normalerweise kann ich mich ja recht gut orientieren, aber im Thamel – dem Touristenviertel schlechthin – und in dem alten Marktviertel verirre ich mich gnadenlos. Aber ich lasse mich von den Gerüchen, den Eindrücken treiben und entdecke so allerhand Neues. Außerdem gibt es an jeder Ecke eine andere feine Leckerei zum Essen. Hunger hab ich schon lange keinen mehr, aber es macht Spaß überall einzukehren und Sachen auszuprobieren.