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China und die Uyiguren
Geschrieben von: Lutzi   
Sonntag, 04. September 2005 um 08:22

Nach der tollen Auffahrt auf den Khunjerabpass mit den Rädern starten wir einen Tag später mit dem Bus. Da dieser Übergang für Schmuggler eigentlich geradezu ideal ist, kontrollieren die pakistanischen und chinesischen Grenzbeamten besonders genau. Alle Taschen wurden genauestens überprüft und es dauert eine geraume Zeit, bis der Bus loslegt. Was soll's! Im Bus sitzend bekommt man nix, aber auch gar nix von der Landschaft mit. Acht Stunden Fahrt stehen uns bevor und ab der chinesischen Grenze war es eine Tortur. Die chinesische Arbeits- oder Denkweise haben wir nicht kapiert. Bis Tashkurgan, besser gesagt bis kurz vor Kashgar ist die komplette Strasse eine einzige Baustelle! Das ist selbst im Bus sitzend nicht angenehm. Alle paar hundert Meter wird gerade ein Wasserdurchlass gebaut und man muss über eine ziemliche 'bumpy road' ausweichen.

Es ist bereits stockdunkel als wir einige wenige Lichter als die erste chinesische Stadt Tashkurgan ausmachen können. Aber der Übergang nach China gestaltet sich wider Erwarten einfach. Wieder einmal bieten die im Bus mitfahrenden Pakistani ihre Hilfe an und begleiten uns zu einem Hotel. Sehr nett – Shukria!

Die Stadt selbst ist im Vergleich zu Pakistan unglaublich sauber, alles scheint sehr geordnet zuzugehen, wir entdecken feines Nan, das traditionelle Brot, einem Pizzabrot ähnlich, bummeln über den Markt und stopfen unsere Taschen mit allerhand Obst für die nächsten 300 km nach Kashgar voll. Angenehm sind die vielen Uiyguren, Kirgisen und Tadschiken, die das Stadtbild prägen. Das Auffallendste ist sicherlich, dass man wieder Frauen und Mädchen sieht, die zudem unglaublich hübsch angezogen sind: Eine Mischung aus traditioneller Kleidung mit langen Kleidern und Kopftüchern, aber auch sehr modern in kurzen, bunten Röcken und Tüchern. Kirgisen mit weißen hohen Filzhüten, Billardtische für die Jugend und im Stadtkern ein großer Markt, bei dem fast alle Waren auf den Strassen drapiert werden.

Die schneebedeckten Grenzberge des Pamir verschwinden langsam hinter uns. Dafür zieht sich unsere Piste ziemlich in die Länge. Einmal ist die Piste relativ gut zu befahren, ein anderes Mal kämpfen wir uns durch den groben losen Schotter. Aber wir erreichen sogar nach 90 km die Passhöhe auf 4100 m. Nur mit viel Mühe können wir unser Zelt am Fuß des 7700 m hohen Mustang Ata aufstellen. Vor uns erstreckt sich ein weitläufiges Plateau rund um den Karakol-Lake. Der Sonnenuntergang war einzigartig, die Policemen am Checkpoint kochen uns auf, aber die Verständigung war wirklich mühsam! Was soll's. Irgendwie geht's immer und wir hatten trotzdem unseren Spaß.

Die Ebene rund um den herrlich blau und türkis schimmernden Karakol-Lake ist umrahmt von dem breiten Massiv des Mustang Ata, dem Kongur und anderen niedrigeren Bergen. Außerdem zaubern die grasenden Yaks, Kamele, Ziegen und Schafe und die kirgisischen Siedlungen mit Lehmhäuschen und Jurten eine feine Atmosphäre. Am See treffen wir auf die beiden radelnden Schweizer Jürg und Andi ( www.veloasia.ch ), die schon seit April auf dem Landweg von der Schweiz aus unterwegs sind. Neuigkeiten werden ausgetauscht und weiter geht das Gehoppele auf der ‚under construction’ befindlichen Strasse. Zudem kommt vor der Schlucht ein gewaltiger Wind auf, Radfahren wird streckenweise unmöglich. Ein Pick-up hat Erbarmen und nimmt uns ein Stückchen mit.

Nach einer Nacht im Garten eines kirgisischen Bauern sehen wir die schönsten Stellen des Canyons im Morgenlicht. Der rot-grün-braune Sandstein zeigt sich in tollen Formationen.

Anschließend geht's durch Steinwüste entlang pappelngesäumter Straßen durch kleine Dörfchen nach Kashgar. Besonderen Gefallen finden wir an den vielen Eselskarren, Pferdekutschen und vorbeiradelnden Kindern.

Unsere Freude ist groß, als wir nach gut 100 km endlich die Oasenstadt Kashgar erreichen. Erst mal freuen wir uns auf eine kalte Dusche und den feinen Cappuccino mit gedecktem Apfelkuchen gleich neben unserem Hotel.

Wir schreiben 1000 km, mit gut 12000 Hm (Rad) und 20000 Hm insgesamt (Bike und Hike).